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►Unsere Herkunft | ►Unsere Arbeit | ►Unsere Biotope | ▼Unser kultureller Kontext |
Was hat Vogel- und Naturschutz mit Kultur zu
tun? - Wenn wir die Tatsache akzeptieren, dass die in unserer Umgebung
wahrgenommene Natur von einer langen kulturellen Entwicklung beeinflusst
ist, erschließt sich die kulturelle Dimension unseres Anliegens fast
zwangsläufig.
Die nach unserer Überzeugung schützenswerte Vielfalt der Tier- und
Pflanzenarten ist nur möglich entweder in einer wilden, ungezügelten
Natur, in der Habitate durch natürliche, teilweise katastrophale
Ereignisse geschaffen werden, oder in einer Kulturlandschaft, in der
menschliche Eingriffe im Rahmen der unterschiedlichsten Nutzung von
Landschaft eine entsprechende Vielfalt hervorrufen.
Wenn wir also die Artenvielfalt erhalten wollen, sehen wir uns
gezwungen, über landwirtschaftliche Produktionsmethoden, über
Verkehrsplanung, über Städtebau, Architektur und nicht zuletzt auch über
unsere eigene Lebensweise nachzudenken.
Als neue Herausforderung tritt zunehmend der Schutz sogenannter
Kulturfolger in den Vordergrund, weil diese auf Bedingungen angewiesen
sind, die im direkten Zusammenhang mit der Lebensweise der Menschen und
den Produktionsprozessen entstanden und durch den schnellen Wandel in
Landwirtschaft und Wohnkultur aber kaum mehr vorhanden sind. Unerwartete
positive Entwicklungen, die weitgehend verlorene frühere Lebensräume
ersetzen, gilt es aufmerksam zu beobachten und möglichst zu fördern.
Vogelarten, die früher in Felswänden zu Hause waren und dann in teilweise
in unsere Städte zogen, siedeln sich heute in modernen Industrieanlagen
inmitten technischer Umgebung an. Entscheidend ist hier wohl die
relative Ungestörtheit innerhalb solcher gegen äußere Einwirkung
geschützten Anlagen.
Die althergebrachte Kenntnis über die Wirkung von Heilkräutern ist
ebenso Kulturgut wie der aufgeklärte Umgang mit deren teilweiser
Mystifizierung.
Ähnliches trifft auch auf Eigenschaften zu, die manchen Tieren
nachgesagt wurden.
Im Gegensatz zu den Heilkräutern gehört das, was Tieren angedichtet
wurde jedoch überwiegend in den Bereich der Fabel und hat sich bis auf
wenige Ausnahmen auch nicht gerade zum Vorteil der ins Visier der
Menschen geratenen Tierarten ausgewirkt.
Zu all diesen Themen kann durch unsere Fachleute eventuell vorhandener
Wissensdurst unter anderem im Rahmen von Exkursionen und Veranstaltungen
gestillt werden. Hier erschließt sich übrigens ein weites Themenfeld für
Unterrichtsprojekte und Referate an den örtlichen Schulen.
Wir sehen unsere Bestrebungen, den Anbau von Streuobst zu fördern, in
einem direkten Zusammenhang mit der Erhaltung von Kulturgut. Immerhin
hat das aus Streuobst gekelterte „Stöffche” in Hessen und
besonders in unserer Region eine derart lange Tradition, dass ihm
unzweifelhaft das Prädikat „Kulturgut” zusteht.
Der Spatz Passer domesticus ist
symptomatisch für die Situation von Tierarten, die ihr früheres
natürliches Umfeld aufgegeben haben, um in der Nähe des Menschen
als Kulturfolger ihr Auskommen zu finden. Früher eine der
häufigsten Vogelarten ist er heute so stark im Rückgang begriffen,
dass er vom NABU im Jahr 2002 zum Vogel des Jahres gekürt wurde.
In einigen vom Menschen errichteten Gebäuden finden manche Vogelarten ihre fast ausschließliche Unterkunft. Die Schleiereule Tyto alba ist zwar nicht so sehr vom Wandel im Lebensumfeld des Menschen betroffen, weil ihre Wohnungen sehr oft unter Denkmalschutz oder unter dem Schutz religiöser Empfindunen stehen, doch wird ihr oft Gedankenlosigkeit und Ignoranz beim Bestreben nach Ordnung und Sauberkeit zum Verhängnis.
Bechstein hat in dem von ihm herausgegeben Märchen wie kein anderer thematisiert, wie die Fürsorge für ein „unnützes” Tier dem Wohltäter in Form von Wohlstand und Glück gelohnt wird. Er hat damit einer in unserem Sinn mehr als beachtenswerten „Volksmoral” ein literarisches Denkmal gesetzt.